Damit wäre aus der Wissenssoziologie ein Organ der Destruktion gemacht. Man bliebe dann in einer neutralen Position. Darin liegt jedoch m.E. in diesen „hineinragen“ (230) und dass „hinter“ dem denkenden Einzelindividuum der Willenszusammenhang einer Gruppe steht (231), den es sichtbar zu machen gilt. endstream endobj 85 0 obj<> endobj 86 0 obj<>/MediaBox[0 0 612 792]/Resources<>/ProcSet[/PDF/Text/ImageB/ImageC/ImageI]/ExtGState<>>>/Type/Page>> endobj 87 0 obj<>stream Denkens und dem sozialen Kontext beschäftigt, in dem es entsteht, verhandelt wird und zur Geltung kommt. Konstanz: UVK. Use features like bookmarks, note taking and highlighting while reading Die Wissenssoziologie im Sinne Karl Mannheims (German Edition). [6] Dies scheint zunächst nachvollziehbar zu sein, denn wenn man die Wissenssoziologie als „historisch-soziologische Forschungsmethode“ (229) etablieren will, ist eine Menge empirischer Stoff zu verarbeiten, so dass die Entlastung von philosophischem Ballast eine Erleichterung verspricht. das analytisch-hermeneutische Potential der Wissenssoziologie zugunsten einer neuen Regionalwissenschaft preisgegeben. (242f.). schon hier, dass die Wissenssoziologie nicht einfach nur eine neue Teildisziplin der Soziologie ist und sein will, sondern dass sie in die wissenschaftlichen Debatten das Reflexionsmoment auf die soziale Perspektivierung des Denkens systematisch hineinführen will. 0000003168 00000 n So stellt er gleich zu Anfang seiner Untersuchung heraus, dass sie einen „Beitrag zu einer Logik der Philosophie“ (5) leisten will und beruft sich dabei auf Emil Lask[10], der sich auch mit der Frage nach der Struktur der Philosophie selbst befasst hatte. 0 Offenbar muss man davon ausgehen, dass Mannheim noch nicht zu der Einsicht gelangt ist, dass jede Form von Wissen notwendigerweise eine zumindest implizite Sozialtheorie enthält, wie rudimentär auch immer diese ausfallen mag. 0000112046 00000 n Zusammenfassend wollen wir festhalten, dass die klassische Ausformung der Wissenssoziologie bei Karl Mannheim nicht einfach nur als Teilgebiet der soziologischen Forschung konzipiert wird, sondern aus einer Verbindung von soziologischen und philosophischen Überlegungen entsteht. Mannheim definiert zunächst in groben Strichen, was er unter „Wissenssoziologie“ versteht. 0000049719 00000 n eine Theorie nur dann verstehen, wenn wir sie auf lebensweltliche Vollzüge zurückbeziehen, in denen wir selbst stehen. 84 0 obj <> endobj Auf diese Weise würde man das transzendentale Subjekt Kants oder auch Husserls als historisch-sozial situiert auffassen und die Erkenntnistheorie wissenssoziologisch transformieren. 0000001687 00000 n als eine Antwort auf den offenbar gewordenen faktischen Methodenpluralismus in der Wissenschaft verstehen, die sich einerseits jenseits eines skeptischen Relativismus aufstellt und andererseits auch fernab von einer wie immer gearteten neuen Metaphysik. Die Wissenssoziologie ist heute eine Teildisziplin der Soziologie, die sich mit den Beziehungen des menschlichen Wissens bzw. Eine wissenssoziologische Untersuchung, in: Estelmann, Frank / Krügel, Pierre / Müller, Olaf (Hrsgg. Gerade dort ist die soziale Seinsverbundenheit zunächst meist ganz und gar verdeckt. Neuware - Karl Mannheim gilt zu Recht als einer der bedeutendsten Wissenssoziologen und Theoretiker der gesellschaftlichen Planung des 20. die Logik als Hilfswissenschaft eingesetzt (ebd. Zwar unterscheidet Mannheim diese Form von Genesis von der faktischen Genesis z.B. --> zur PDF-Version       --> zurück zur Übersicht "Philosophie", Die Wissenssoziologie Karl Mannheims und ihre philosophischen Implikationen, von Holger Maaß, maass@maasster.de, 18.06.2011. Mannheim schreibt diese Aufgabe einer Schicht von Intellektuellen zu - der "freischwebenden Intelligenz", die keiner dieser Ideologien anhängt. 0000103123 00000 n Von 1922 bis 1925 habilitierte er sich bei dem Ku… Auf diese Frage kann es im Grunde keine einfache Antwort geben. Aus rund 350 Interviews werden allgemeine Prinzipien zur gesellschaftlichen Konstruktion der Stadt herausgearbeitet. Jahrhunderts. Kein anderer Beitrag zur Generationenforschung hat die theoretische und methodische Ausrichtung dieses Forschungsfeldes so nachdrücklich geprägt wie die Abhandlung von Karl Mannheim zum Problem der Generationen von 1928. Mannheim kommt nun auf die Real- und Idealfaktoren in Schelers Konzeption der Wissenssoziologie zu sprechen und verweist darauf, dass Scheler die Realfaktoren nicht in ökonomisch-sozialen Kategorien beschreibt, sondern in psychologisch- biologischen, triebhaften (337). 0000111182 00000 n Zunächst nennt Mannheim hier Marx, dem er entscheidende Einsichten attestiert, dessen einseitige Stoßrichtung auf Ideologieenthüllung er aber für unangemessen hält. Sein wissenssoziologischer Ansatz rückt die »Sozialverbundenheit« der Wissensproduktion von Intellektuellen ins Zentrum der Analyse. Die zweite Lesart, die sich aufdrängt, wäre eine totale soziale Determination jeglichen Wissens, die sich ohne subjektive Beteiligung der denkenden Individuen durchsetzt. Die kritische Haltung der Wissenssoziologie ist aber keine Totalkritik, sondern ist auch eine partielle Anerkennung von Geltungsansprüchen. Unter dem partikularen Ideologiebegriff versteht er eine mehr oder weniger bewusste Täuschungsabsicht auf der psychologischen Ebene, die immer nur auf bestimmte Aussagen eines Subjekts zu beziehen ist. an seiner These erläutern, dass das Denken nicht nur inhaltlich, sondern bis hinein in seine formale Struktur („Aspektstruktur“, „Denkmodell“) sozial gebunden ist: Von den Merkmalen, durch die die Aspektstruktur einer Aussage charakterisierbar ist, von den Kriterien, durch die sie in der Zurechenbarkeit bestimmbar ist, wollen wir hier nur einige anführen: Bedeutungsanalyse der zur Anwendung gelangenden Begriffe, das Phänomen des Gegenbegriffs, das Fehlen bestimmter Begriffe, Aufbau der Kategorialapparatur, dominierende Denkmodelle, Stufe der Abstraktion und die vorausgesetzte Ontologie. 0000001340 00000 n Die Erkenntnistheorie muss also erweitert werden. 2, S. 427-437. Mit solchen Formulierungen legt Mannheim m.E. Eine wichtige Grundlegung für alle, die mit der Dokumentarischen Methode arbeiten. Ein Jahr später kehrte er seiner Heimat Ungarn den Rücken und emigrierte in der Folge nach Deutschland. Maaß, Holger (2003): Karl Vosslers Sprachphilosophie und die romanische Philologie des 19. Da dieses Wort jedoch leicht im Sinne einer Täuschungsabsicht missverstanden werden kann, will Mannheim in Zukunft statt von „Ideologie“ lieber von einer „seinsverbundenen – oder standortgebundenen – Aspektstruktur“ (229) des Denkens sprechen. M.E. Er sieht den Sinn von wissenssoziologischen Analysen vor allem dort, wo heterogene Denkweisen aneinander vorbeireden und im reinen Sachbezug keine gemeinsame Diskussionsbasis finden: Die Wissenssoziologie sucht nämlich das Aneinandervorbeireden bei disparaten Gegnern eben dadurch aufzuheben, dass sie den Quellpunkt der partiellen Differenzen, der in direkter Ausgerichtetheit auf das, was man die „Sache“ nennt, niemals in das Gesichtsfeld der Diskutierenden fallen könnte, durch ein besonders geartetes Zurückfragen ausdrücklich zum Thema macht. Eine Studie über den Herrschaftsbereich der logischen Form, Tübingen, Mohr. Jahrhunderts schuf sich die moderne Gesellschaft eine Form der Selbstbeschreibung, die bis heute aktuell ist: die Wissenssoziologie. Auch kann der interessierte Leser anhand dieses Textes unsere Ausführungen ohne allzu großen Aufwand selbst mitvollziehen. x��| \SW��97{BH$$VQD�l����@@q�Ժ�]-���K�ֶ�ն�X[�;m�{;���mjg��ik�e���=��9jmu�����y��� �}��?�=����gQ�cv��lrY��q�b7E3>�9�\ �%e�/��fl�����K&�~[8a'cK�/ WV^���sQ��7nrM�؃�z�V���=�|�����Kszj�F,���G[o�|s��Φ����Xx�[Ӻ|�gז}�d��C�4ƹ���mu:�(c��y-ݝ,�y���o��h����j��}�2��-m�؋����v�`��ɷ�رx銹��+�ۻΚ�]sc��!��EKZ[>I��Ø����)�%>���3�ղ�=���S���X��sI�����^���j�����6gb��r����̶~â�L��x�s2?�RY���݆���40�хzZv���Iȿ԰Wi�K�$[�-��iX1�I�ʲX;c^��\�Tjߌ\��M6��#V��.���I�$Ij������|̳Z�]]��0~PSt7J��n��T�4��H�z����ٙ��u�:s���\g�3י��u�:s�I�q�)����ξ��~����fˬ���6���g�BY� w�`k�Y�R6Oic�q����?��x*'X��I����/�/u�X��SX�1[�[��R "f�'5���JZ͖��� Wir sind damit am Ende unserer Erläuterungen angelangt. als eine der über 30 Sektionen, in die sich die Deutsche Gesellschaft für Soziologie aufgliedert. Die zweite mögliche Antwort wäre, dass mit der Relationierung überhaupt nicht zum Wahrheitsgehalt der analysierten Aussagen Stellung genommen wird. <]>> Für die Soziologie hat Karl Mannheim 1928 im Rahmen seiner Wissenssoziologie einen prägenden und auch auf andere Wissenschaften ausstrahlenden „Generationen“-Begriff vorgelegt, der nicht die zuvor üblicherweise genannten 30 Jahre umfasst, sondern durch gemeinsame „Generationserlebnisse“ chara… : Klostermann [v.a. Kritisch gegen Mannheim ist hier allerdings anzumerken, dass er den Naturwissenschaften und der Mathematik durchaus weiterhin eine Unabhängigkeit vom sozial-historischen Subjekt zubilligt und diese Wissensformen damit ausdrücklich aus der wissenssoziologischen Analysierbarkeit herausnimmt. Mannheim stellt nun auch explizit heraus, dass man die Wissenssoziologie in zweifachem Sinne verstehen kann: einmal als Tatsachenwissenschaft, die den Korrelationen von gesellschaftlichem Standort und Wissen in ihrer ganzen empirischen Breite nachgeht, und zum zweiten als erkenntnistheoretische Lehre mit philosophischer Stoßrichtung: Einmal kann sie [die Wissenssoziologie] als Theorie eine bloße Tatsachen (Faktizitäten) feststellende Lehre von dem Phänomen der Seinsverbundenheit des Wissens sein; als solche beschränkt sie sich darauf, diese Seinsverbundenheit phänomenologisch aufzuweisen, zu beschreiben und der Struktur nach zu analysieren; sie kann aber dann in Gestalt eines darauffolgenden Denkschrittes sich in eine erkenntnistheoretische Lehre … umwandeln, die sich zur Aufgabe macht eben die erkenntnistheoretische Relevanz der Tatsache der Seinsverbundenheit zum Problem zu machen. Restivo (1993), 3f. eine Inkonsequenz in Mannheims Ansatz.[12]. %%EOF 9. Wir können also hier festhalten, dass bei Mannheim sowohl die philosophische Motivation für die Wissenssoziologie offensichtlich ist als auch die erkenntnistheoretischen Konsequenzen von ihm explizit benannt werden. Dass dies sogar für die Naturwissenschaften und für die Mathematik gilt, ist Mannheim auf jeden Fall entgangen, wie wir eben gesehen hatten. Barboza, Amalia. x��VKk9�7���Y��B �g���yx �!��X��{ؿ�U�nO�L{l�c!����Tj8zϟ]����}��OO�x�6G8p�`�շ�q`��ABË��%X����wY����V��f�ְ�8�v�룳���a#C k�/���঺��2�&,��p���6��a2�Fń�1���G�|{V�`�$X!�a����,���a�BƇ�K��\��hs����]��!��������e6�> �3���>I3� ��2��K�(�� �l1FL�D9O�Y��Ù�QBg�_�P �C/���I�:s�z����N�KN�A��kT��p��}0���9�:�.B-Fƾ�U����co{Ǝ׽� �zr�*�㎓ߜ���R��$���lY����� ��+��s����|���ۦ0)!�$�{B! 0000002653 00000 n 0000049416 00000 n eBook: Visuelle Biografiearbeit (ISBN 978-3-8487-6937-7) von aus dem Jahr 2020 Genau diesen Weg ist Mannheim offenbar nach 1922 gegangen. durch ein transzendentales Argument aus der Phänomenologie Husserls stützen. 47). Über die Rolle Mannheims im heutigen wissenssoziologischen Diskurs ist damit freilich noch nichts ausgesagt. Der Zusammenhang der Wissenssoziologie mit philosophischen Überlegungen ist bei Mannheim ein zweifacher. 2, S. 417-426. (229). Karl Mannheim Wissenssoziologie Auswahl aus dem Werk eingeleitet und herausgegeben von KurtH.Wolff Luchterhand . Fasst man nun diese lebensweltlichen Vollzüge als eingebettet in Handlungsvollzüge auf – wie dies etwa Heidegger getan hat – dann ist Verstehen nur im Rückbezug auf Handlungsweisen möglich, die uns vertraut sind. z.B. 0000089756 00000 n Karl Mannheim (1893 1947) gilt gemeinsam mit Max Scheler als Begründer der Wissenssoziologie. Geht man weiter davon aus, dass unser Handeln nicht nur nebenbei, sondern strukturell in soziale Handlungskontexte eingebettet ist und durch diese ermöglicht, orientiert und motiviert wird, dann folgt daraus, dass wir eine Theorie nur dann verstehen (und ihr ggf. Bei Kant sieht Mannheim z.B. Dass aber hier nur noch ein kleiner Schritt zu gehen ist, um die historische Soziologie als weitere mögliche Hilfswissenschaft aufzuführen und dann auch zu bevorzugen, scheint mir offensichtlich. Lask, Emil (1911): Die Logik der Philosophie und die Kategorienlehre. [5] Weil damit zugleich der Geltungsanspruch jedes Wissens eingeschränkt und also relativiert ist, erscheint einem auf objektive Gültigkeit abzielenden Denken diese Situation als Krise. Die Wissenssoziologie im Sinne Karl Mannheims (German Edition) - Kindle edition by Fischer, Annika. 0000102916 00000 n um Generationen, Lebenskreise, Sekten, Berufsgruppen, Schulen usw. 6.4 Ideologiekritik bei Mannheim und die Wissenssoziologie. Mannheim setzt sich zwar immer wieder mit einem solchen Vorwurf auseinander und versucht ihn zu entkräften (246),[8] aber er setzt sich mit seinen Formulierungen auch immer wieder diesem Vorwurf aus. Es geht Mannheim also nicht um die Aufdeckung von psychologischen Täuschungsabsichten, sondern um eine systematische Reflexion auf die notwendige soziale Perspektivität eines jeden Denkens. Dass Mannheims Weg zur Wissenssoziolog… Zusammenfassend können wir hier festhalten, dass eine wissenssoziologische Analyse im prototypischen Fall für Mannheim keine neutrale Geltungsstellungnahme ist, auch keine Totalkritik oder Totalapologie, sondern eine Verbindung von Kritik, d.h. Geltungseinschränkung, und Würdigung, d.h. Geltungsanerkennung. ): Math Worlds, Philosophical and Social Studies of Mathematics And Mathematics Education, State University of New York Press, S. 3-18. Als Grund für das Entstehen der neuen Forschungsrichtung nennt Mannheim ausdrücklich die „gegenwärtige Krisensituation des Denkens“ (227), die er mit einem „Relativismus“ in Verbindung bringt. Spaltet man aber den empirischen Teil ab und verselbständigt ihn, ist m.E. Karl Mannheim und die Krise des Historismus Zu Beginn des 20. Um etwas anschaulicher zu machen, wie Mannheim die Seinsverbundenheit bei formalen Kategorien analysiert, sei an dieser Stelle ein Beispiel zitiert: So ist es z.B. zustimmen), wenn wir sie auf lebensweltliche soziale Handlungskontexte zurückbeziehen können. Was wir uns genau unter der gesellschaftlichen Seinsverbundenheit des Wissens vorzustellen haben, wird von Mannheim erst im weiteren Verlauf seiner Überlegungen näher bestimmt. Wir zitieren nach der unveränderten 6. Solange man die empirische und erkenntnistheoretische Seite als zwar methodisch trennbare, aber nicht isolierbare Aspekte einer integralen Wissenssoziologie begreift, ist eine solche Unterscheidung sinnvoll. Jahrhunderts als eigenständige akademische Disziplin konstituierte und damit auch von der Philosophie emanzipieren wollte. startxref Deutsch. eBook: Internationale Gemeinschaft (ISBN 978-3-8487-5647-6) von aus dem Jahr 2019 davon ausgehen, dass er besonders auf den Historismus anspielt, der die geschichtliche Bedingtheit der kulturellen Gegebenheiten und auch des Denkens und Wissens herausgearbeitet hatte. Sie bereitet die Sachdiskussion vielmehr erst vor und ermöglicht sie damit an Stellen, wo die Heterogenität der Standpunkte diese zunächst unmöglich macht (244). für den Konservatismus ... charakteristisch, dass er die Neigung hat, morphologische Kategorien anzuwenden, die das Erfahrungsmaterial, wie es vorliegt, in seiner anschaulichen Totalität nicht zerlegen, sondern geradezu in seiner Einmaligkeit festzuhalten versuchen. Die Differenzierungsmöglichkeiten sind hier aber für Mannheim prinzipiell offen: Daß es sich bei solchen sozialen Einheiten durchaus nicht nur um Klassen, dass es sich dabei z.B. Durch den Aufweis solcher faktischer Korrelationen kann man zwar die wissenssoziologische Forschung motivieren, aber ihre allgemeine Bedeutung wäre verkannt, wenn man es bei einer solchen Motivierung belassen würde. Zunächst einmal wird in einer wissenssoziologischen Analyse lediglich eine Verbindung von einem Aussagesystem und einer sozialen Struktur hergestellt, ohne zum Geltungsanspruch des Aussagesystems Stellung zu nehmen. Jung, Thomas (2007): Die Seinsgebundenheit des Denkens. Wir hatten gesagt, dass wissenssoziologische Analysen ein hermeneutisches Potential haben und mithin dazu dienen können, bestimmte Wissensformen zugänglicher, d.h. verständlicher zu machen. von E.R. Deshalb versucht Mannheim jetzt, den Begriff der Seinsverbundenheit näher zu bestimmen (230). Man kann Mannheims These m.E. Soweit geht Mannheim mit neukantianischen Ansätzen konform. Karl Mannheim.Klassiker der Wissenssoziologie, Bd. Damit ist einfach nur das In-Relation-Setzen gemeint. Diesen impliziten Rückbezug bei der Produktion und Rezeption von Wissen aufzudecken und aufzuklären, kann als das eigentliche Programm der Mannheimschen Wissenssoziologie angesehen werden. Diesen Teilschritt oder Teilsaspekt der Analyse nenn Mannheim das Relationieren (242). 57, Berlin, Verlag von Reuther & Reichard. Sie ist ein Produkt der Debatten um die Krise des Historismus, in der die Geschichtskultur des 19. Da er aber in gewissem Sinne die Frage der Erkenntnistheorie auf diese selbst noch einmal anwendet und nach den strukturellen Möglichkeitsbedingungen einer jeden Erkenntnistheorie fragt, hat er den Rahmen der bisherigen Erkenntnistheorien im Grunde schon verlassen. [12] Eine ähnliche Kritik an Mannheim findet sich bei Restivo. 50). [1] Im Jahr 1918 wurde er zum Dr. phil. Wir wenden uns zunächst der Frage der Motivation zu und gehen danach auf die erkenntnistheoretischen Konsequenzen ein. Dies rührt natürlich daher, dass in der Tat viele Beispiele aufgezeigt werden können, wo das Denken einer bestimmten Person auch nachweislich mit ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Seinslage in direktem Zusammenhang steht. Hilfe bei Wissenssoziologie mit Karl Mannheim: Vielleicht kann mir jemand kurz weiterhelfen?! mit einigen wenigen abstrakten Differenzierungen beginnen, wie z.B. Dass Mannheim zwar partiell dem Soziologismus-Vorwurf ausgesetzt bleibt, dass aber der Grundzug seines Denkens diesem entgeht, lässt sich z.B. 0000002818 00000 n Curtius erhoben[7]. Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Soziologie - Wissen und Information, Note: 1,7, Technische Universität Dresden (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Hauptseminar Wissenssoziologie, 20 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Karl Mannheim gilt als Begründer der Wissenssoziologie. Eine Klärung der Kritik an Mannheim, die in der Kritischen Theorie vor allem Horkheimers und Adornos geübt worden ist, zeigt, dass die Frankfurter Schule den Masstab dieser Kritik, Karl Marx, in eigenen Problemlösungen verfehlt. kann die Wissenssoziologie aber erst dann ihr ganzes Potential entfalten, wenn man diese These als Ausgangspunkt nimmt. 2009. 0000102669 00000 n September 1928 in Zürich, Tübingen, Mohr, S. 35-83, wieder abgedruckt in: Meja/Stehr (1982), Bd. Wir wenden uns zunächst der Frage der Motivation zu und gehen danach auf die erkenntnistheoretischen Konsequenzen ein. Die Bedeutung dieser Debatte sei hier aber ausdrücklich hervorgehoben, weil an ihr bestimmte Möglichkeiten und Grenzen der Wissenssoziologie deutlich hervortreten.[3]. 0000111989 00000 n (235f.). Der damals in Heidelberg lehrende Soziologe brachte mit die gesellschaftliche Erfahrung des Werte- und Kulturwandels auf den Begriff, indem er sie mit der … Um diesen Unterschied auch begrifflich zu fixieren, trennt er zwei Ideologiebegriffe voneinander ab: den partikularen und den totalen. Dies tun wir im Verstehen natürlich implizit, aber wir können diesen Rückbezug durch geeignete Analysen auch explizit machen. So kann man z.B. Sie steht hier neben Familiensoziologie, Rechtssoziologie, Relegionssoziologie und vielen anderen mehr. Dass Mannheims Weg zur Wissenssoziologie über ausführliche Analysen zur Problematik der Erkenntnistheorie geführt hat, wird besonders deutlich, wenn man in seine frühe Schrift „Strukturanalyse der Erkenntnistheorie“ schaut, die 1922 in deutscher Sprache erschien. Nicht die Verhüllungsabsicht bestimmt also in allen diesen Fällen die „Einseitigkeit“ und „Falschheit“ der Aussagen, sondern die unvermeidlich verschieden geartete Bewußtseinsstruktur der verschieden gelagerten Subjekttypen im historisch-sozialen Raum. 84 27 Das universale Potential der Wissenssoziologie wird aber von Mannheim nicht ausgeschöpft, weil er die exakten Naturwissenschaften und die ihnen entsprechende Erkenntnistheorie von seiner Kritik ausklammert. Diese Lesart wird von Mannheim ausdrücklich zurückgewiesen mit dem Hinweis darauf, dass die Seinsverbundenheit in die grundlegende Struktur des Wissens hineinragt. Das Problem stellt sich für ihn wie folgt: Hat man das wissenssoziologische Relationieren als einen faktisch vollziehbaren Denkakt ... beschrieben, so wird bei dieser Charakteristik auch unvermeidlich gefragt, was liegt in der Sinnintention eines solchen zurechnenden Aktes, was will er und was kann er über den Geltungswert einer zugerechneten Aussage ausmachen? Mannheim stellt diese Frage in dieser Weise auch selbst und beantwortet sie (243f.). In einem zweiten Schritt geht er jedoch davon aus, dass die Voraussetzungen der Erkenntnis nur dann thematisiert werden können, wenn die Erkenntnistheorie dafür auf eine Hilfswissenschaft zurückgreift. (1982): Der Streit um die Wissenssoziologie, 2 Bände, Frankfurt, Suhrkamp. Soviel zum Rückblick auf Mannheims Analysen zur Erkenntnistheorie von 1922. (241). Wird dieser Wahrheitsanspruch anerkannt, zurückgewiesen oder wird eine neutrale Position dazu eingenommen? Mannheim, Karl (1931): Wissenssoziologie, in: Handwörterbuch der Soziologie, Stuttgart, Enke, wieder abgedruckt in: Mannheim (1978), S. 227-267. Ernst Robert Curtius äußerte in seinem Aufsatz gegenüber Mannheim den Vorwurf, er betrei-be "Tendenz-Soziologie".10 Mannheim greift diesen Vorwurf auf und macht an ihm deutlich, worin er den spezifischen Frageansatz seiner Wissenssoziologie sieht, womit er den Vorwurf Die Wissenssoziologie steht – so Mannheim – am Ende einer langen Tradition der Erkenntnis- und Ideologiekritik. promoviert. 45), bei Lask die Ontologie (ebd. Inhalt Vorwort der Herausgeber 5 Einleitung von Kurt H. Wolff: Karl Mannheim in seinen Abhandlungen bis 1933 IJ Seele und Kultur 66 … Dieser Text ist besonders gut geeignet, um die systematischen Grundideen Mannheims darzustellen, weil er als eine Art Einführung geschrieben wurde und deshalb gut überschaubar ist. Wenn diese Hilfswissenschaft aber zur Grundwissenschaft der Erkenntnistheorie werden soll, muss sie über eine gewisse Universalität verfügen, und Mannheim sieht in den bisher realisierten Erkenntnistheorien drei verschiedene verwendete Hilfswissenschaften: die Logik, die Psychologie und die Ontologie: Unter dem Gesichtspunkte der Psychologie erscheint alles als „Erlebnis“, vom Standpunkt der Logik alles als „Bedeutung“ und von dem der Ontologie alles auf gleiche Weise „seiend“. Handwörterbuch der Soziologie, Stuttgart 1931 (wieder abgedruckt in Karl Mannheim: Ideologie und Utopie, Frankfurt 1952, S. 227 – 267). [4] Noch heute ist die Wissenssoziologie innerhalb der deutschen Soziologie als Forschungsrichtung präsent. Aufl., Frankfurt/M. Max Scheler hat in seiner Wissenssoziologie die Unterscheidung von Heils- oder Erlösungs- (1)… Jahrhunderts. Wissenssoziologie beschäftigt sich mit der Entstehung, Verbreitung, Verwendung und Bewahrung von Wissen und Erkenntnis innerhalb von Gruppen, Gemeinschaften und Gesellschaften. gerät er damit jedoch in Widerspruch zu seinen eigenen Grundintentionen. Die dritte mögliche Antwort liegt darin, dass die Stellungnahme einerseits nicht gänzlich neutral bleibt, dass sie aber auch keine bloße Zurückweisung oder Anerkennung des Geltungsanspruchs darstellt. Mannheims Analysen scheinen sich zunächst noch ganz im Rahmen der klassischen neukantianischen Erkenntnistheorien zu bewegen, indem er vor allem deren Grundstruktur zu analysieren trachtet. Dies ist m.E. Mannheim weist jedoch explizit darauf hin, dass die wissenssoziologische Analyse die sachbezogene Diskussion nicht ersetzt. ad 2.) Mannheim selbst benutzt meist Kategorien wie „liberal“, „konservativ“, „bürokratisch“, „sozialistisch“, die auch im politischen Diskurs eine Rolle spielen. Mannheim führt die Wissenssoziologie in diesem Aufsatz zwar zunächst als spezielle Teildisziplin der – damals noch jungen Wissenschaft – Soziologie ein, kommt aber auch auf Konsequenzen zu sprechen, die sich aus seiner Konzeption der Wissenssoziologie für die philosophische Erkenntnistheorie ergeben. Mannheim hat hier betont, dass man nur mit Idealtypen im Sinne Max Webers arbeiten kann (264). handeln kann, sei gegenüber einem starren Marxismus hervorgehoben. Dabei spricht er davon, dass soziale Prozesse den Erkenntnisprozess „lenken“ bzw. [5] An anderer Stelle bezieht sich Mannheim z.B. Man strebt also eine überschaubare Anzahl von sozialen Grundmodellen an, die dann in verschiedenen Kombinationen die Möglichkeit bieten, die zu analysierenden Wissensformen plausibel sozial zurückzubeziehen. Download it once and read it on your Kindle device, PC, phones or tablets. Mannheim erläutert das Vorgehen wissenssoziologischen Forschens als einen zweistufigen Prozess, in welchem zunächst die Seinsverbundenheit des Denkens aufgewiesen und in einem zweiten Schritt die erkenntnistheoretische Relevanz eines solchen Aufweises zum Thema gemacht wird. Man sieht m.E. 0000003352 00000 n Google Scholar Wolff, Kurt H. (1968) Versuch zu einer Wissenssoziologie, Berlin/Neuwied: Luchterhand 1968. Welche Hilfswissenschaft die richtige ist, darüber will Mannheim in seiner Untersuchung von 1922 ausdrücklich kein Urteil abgeben. Es gibt 2 probleme die sich Mannheim mit seinem relationistischen … – Studis Online-Forum �#:8�~�-���B�������N��@�Y��'��+W;HNn���yn�W�oQ�a�0�ʈ��S*��l5�'-�}̑W�8��~��x�E/�U7?51�EPzA��E]_���W�H�/��z�����&ѓl�e�+#�78шIէ�`G�A�x.���:_i��R/����V��[����{�ywF���t�3��\��[���̾K�P�2�$t����]U8�-��:�^�J/�B���*�N�寅N�?����zS���< ��L��Ix�(M|���%�-:N���%������g�˃+8�é��%�6��?��j�J [4] Ihre Untersuchungen beziehen sich dabei sowohl auf gegenwärtiges als auch auf vergangenes Wissen, und so ist sie bei Mannheim ein sowohl systematisches als auch historisches Forschungsprogramm. Restivo, Sal (1993): The Promethean Task of Bringing Mathematics to Earth, in: Restivo, Sal / Van Bendegem, Jean Paul / Fischer, Roland (Hrsgg. auf Ranke: „Auf der anderen Seite stand der Historismus … Die vollendetste Prägung dieser Denkhaltung bleibt der klassische Satz Rankes: Jedes Zeitalter ist unmittelbar zu Gott.“ (Mannheim 1929a, 362). Man kann sie m.E. Mannheim, Karl (1929a) : Die Bedeutung der Konkurrenz im Gebiete des Geistigen, in: Verhandlungen des Sechsten Deutschen Soziologentages vom 17. bis 19. Neben dem Nutzen, den die Wissenssoziologie in bestimmten heterogenen Debatten haben kann, ist sie m.E. Die Wissenssoziologie des Klassikers Karl Mannheim wird so in Bezug zu Ethnomethodologie, Sozialphänomenologie, Kultursoziologie und Interaktions-/Identitätstheorie weiterentwickelt. 0 Einleitung 1 Das Konzept des seinsverbundenen Denkens in der Wissenssoziologie 1.1 Der Begriff Wissenssoziologie und dessen Bedeutung 1.2 Seinsverbundenes Denken 1.3 Aspektstruktur des Denkens 1.4 Das Denken im Mannheimschen Sinne 1.4.1 Seinsverbundenen Denken am Beispiel der Konkurrenz 1.4.2 Freischwebende Intelligenz 2 Schlusswort 3 Literatur Dabei gesteht er gewisse Verbindungen durchaus ein, aber er weist auch auf einen grundlegenden Unterschied hin: Die Ideologienlehre macht es sich zur Aufgabe, die mehr oder weniger bewußten Lügen und Verhüllungen der menschlichen Parteiungen, insbesondere der politischen Parteien, zu entlarven. Zwar hat Mannheim selbst sich vor allem mit geisteswissenschaftlichen Denkweisen befasst, aber seine Methode kann eo ipso auch auf naturwissenschaftliche, mathematische oder ingenieurswissenschaftliche Denkweisen angewendet werden. 0000089995 00000 n Geht es aber um die Frage nach dem Geltungswert einer Wissensform, so benutzt Mannheim dafür den Begriff Partikularisieren (242f.). Google Scholar Die Forschungen und theoretisch-politischen Interessen von Karl Mannheim (1893- 1947) drehten sich um die "Seinsverbundenheit" bzw. ��ųa�k����N�2O��\�L���)rT��@�����s��A��S�D5�i�'����!- ��Ib�����N7l. Mannheim studierte Philosophie und Soziologie in Budapest, Freiburg, Berlin (wo er 1914 Georg Simmel hörte), Paris und Heidelberg. ), wenn auch mit Aufopferung der schlagwortmäßigen Zugespitztheit der Ergebnisse in das abwägende Stadium übergeführt werden. Weiter kritisiert Mannheim an der bisherigen Erkenntnistheorie, dass sie tendenziell einen bestimmten Stand der Erkenntnis gewissermaßen einfriert und sich gegen weitere Entwicklungen in den Wissenschaften abschirmt (246). Das Programm ist aber eingekreist: Wissen soll in seiner Korrelation mit sozialen Strukturen thematisiert werden. Die Wissenssoziologie strebt also eine Art Aufeinander-Beziehbarkeit von heterogenen Standpunkten an und wirkt damit einer Fragmentierung und Entfremdung der Diskurse entgegen. 367 pp. Mannheim, Karl (1922): Die Strukturanalyse der Erkenntnistheorie, Kant-Studien, Ergänzungsheft Nr. Vor allem mit der Veröffentlichung seines Buches „Ideologie und Utopie“ rief er allgemeine Aufregung hervor. 0000002988 00000 n Karl Mannheim, Das Problem der Generationen, 1928 Zusammenfassung Kein anderer Beitrag zur Generationenforschung hat die theoretische und methodische Ausrichtung dieses Forschungsfeldes so nachdrücklich geprägt wie die Abhandlung von Karl Mannheim zum … M.E. [13] Eine Anwendung der mannheimschen Ideen auf die Geschichte der romanischen Philologie hat der Verfasser in Maaß 2003 bereits unternommen. xref Mannheim selbst sieht die Wissenssoziologie als Einheit dieser beiden Aspekte, gesteht aber ausdrücklich zu, dass man sich auf eine empirisch verfahrende Forschung in diesem Bereich beschränken kann, ohne die erkenntnistheoretischen Konsequenzen mitzumachen. Vgl. 110 0 obj<>stream Karl Mannheim und seine Grundlegung einer Denksoziologie, transcript Verlag Bielefeld. Zusammen mit Arnold Hauser und Erwin Szabó ist Mannheim der Begründer der Budapester Freien Schule für Geisteswissenschaften, an der auch Georg Lukács Vorlesungen hielt. Mannheim, Karl (1929b) : Zur Problematik der Soziologie in Deutschland, Neue Schweizer Rundschau 22 (November 1929) S. 820-829, wieder abgedruckt in: Meja/Stehr (1982), Bd. Er fordert daher von einer revidierten Erkenntnistheorie, dass sie auf neue Entwicklungen in den Einzelwissenschaften reagieren und diese reflektieren muss.